Ines-Angelika Lübbe, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Potsdam-Mittelmark

Laudatio, Vernissage "Frauen im Wandel" am 06.03.2011

Meine Damen und Herren,

als kunstinteressierte Menschen, heiße ich Sie an diesem Vormittag, der kein gewöhnlicher Vormittag ist, herzlich willkommen in diesem wunderbaren Ambiente des Bürgerhauses Teltow.
Die Ausstellung „Frauen im Wandel" findet im Rahmen der Brandenburgischen Frauenwoche und am Vorabend des Internationalen Frauentages statt, der seinen 100. Geburtstag feiert.
Jean Dubuffet, einer der großen französischen Künstler der Nachkriegszeit meinte einmal:
„Im Übrigen ist die Malerei als Sprache viel spontaner und direkter als Worte: näher dem Schrei oder dem Tanz.
Deshalb ist die Malerei als Mittel, um unsere inneren Stimmen auszudrücken, auch so viel wirksamer als Worte." Es gibt wohl einige Parallelen in der geistigen Haltung zur Malerei und Fotografie zwischen Dubuffet und den hier anwesenden Künstlerinnen die sich selbst als Menschen mit dem Gespür für Farben bezeichnen. Interessante Frauenpersönlichkeiten aus unserem Land Brandenburg, mit Mut und Anmut im Dialog mit den Farben.

Mein Name ist Ines-Angelika Lübbe und ich bin die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Potsdam-Mittelmark. Es ist mir eine besondere Freude die Werke dieser Frauen auf Acryl, Öl, Strukturpaste, Pastellkreide, als Skulpturen, Grafik, Installationen, Collagen und als Foto vorzustellen. Hobbykünstlerinnen aus unserer Region mit höchst unterschiedlichem Temperament, die unisono die Auffassung verkünden: "Kunst soll Freude bereiten, beim Betrachter positive Emotionen hervorrufen." Emotionen sind eine fundamentale Energie und Informationsquelle des Lebens. Ähnlich der Luft oder dem licht umgibt uns diese Energie wie selbstverständlich und beeinflusst uns. Pures Vitamin K.

Was ist "Vitamin K" für die Region?
Malerinnen aus Stahnsdorf, Teltow, Kleinmachnow und Potsdam haben sich zusammen gefunden eine offene Gruppe von Amateurinnen und Profis. Im Gemeindezentrum Stahnsdorf präsentierten zur 14. Brandenburger Frauenwoche 31 Künstlerinnen ihre Arbeiten als Projekt >blutorangen<. Sie wollten so berühmt werden wie Picasso, so lautete jedenfalls der Aufruf der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises PM die zur Eröffnung der Frauenwoche um Künstlerinnen warb. Die künstlerische Leitung hatte der Stahnsdorfer Maler Eberhard Trodler. Unter der Projektleitung von Angelika Watteroth und Peggy Drost waren die Ausstellungen und Kunstmeilen ein voller Erfolg. 2006 übernahm Gudrun Witt die Koordination der >blutorangen< und aus der offenen Gruppe formiert sich eine geschlossenen Gruppe mit 10 Künstlerinnen.
Emma Anders, Brigitte Brettschneider, Gudrun Göhringer, Gudrun Witt, Helma Höradt, Ingrid Benes, Kyung Hee Hannes, Maria Hein, Renate Hartke, Ursula Pfuhl

Das Repertoire der Künstlerinnen reicht von Malerei mit Öl, Acryl und Collagen, über Fotografie, Skulpturen und Installationen. Grafik und Illustration bis hin zur Verarbeitung eigener Texte. Vortrag von Laudaten sowie marmoriertes Papier oder Leinwand aus eigener Herstellung. Seit 2010 ergänzen wir unsere Ausstellungseröffnungen mit Lesung eigener Texte. Die Themen der gezeigten Arbeiten sind zum Teil selbst gewählt oder aber durch die Einbindung in Projekte vorgegeben. Im November 2010 hatten die >blutorangen> ihre erste Wanderausstellung."

Die Macht der Farben ist wunderbar.
Mit Farben umgeben wir uns jeden Tag, unbewusst oder auch bewusst. Wir streichen oder tapezieren unsere Wohnräume in Farbtönen, die wir als angenehm empfinden, suchen unsere Fahrzeuge nach Form und Farbe aus, wir umgeben uns mit Blumen und Pflanzen deren Farben und Düfte uns anziehen. Farben erreichen uns auf allen Ebenen, sie wirken auf Körper, Seele und Geist. So erging es mir als ich von Renate Hartke das Bild der schönen Geisha sah. Meine Wahrnehmung - schön diese Farben, ein Intermezzo der Sinne. Lebenslust pur!

Die gemalte schöne Geisha von Renate Hartke eingebunden in ihrer Tradition ist der Beweis dafür das Lächeln verzaubern kann. Das Extrembild dazu, eine junge flippige Japanerin. Frau Hartke hat in Aquarell gemalt.

Kyung Hee Hannes sieht jedes Bild, das sie erschafft, als Spiegelbild ihrer eigenen Empfindungswelt; als Ergebnis ihrer Eindrücke und Erfahrungen. Diese Disposition aus Erfahrungen und Erlebten sieht bei jedem anders aus – kein Lebensweg gleicht dem anderen – zum Glück -, kein Erfahrungsschatz wird sich mit einem anderen vollständig decken können. Sie macht auch keinen Hehl daraus, dass sie mit ihren Bildern ihre ureigensten Gefühle ausdrücken will, dass Malen als Ausdruck ihrer Gefühle für sie fast zur Obsession geworden ist. Doch so ganz vordergründig sind die Emotionen und Gefühlsebenen der Künstlerin nicht zu erschließen. Denn die Acrylbilder sind meist mit sinnlich kräftigem Strich und prallen Farben geschaffen. Kyung Hee Hannes hat Acrylbilder gemalt:
- Portrait einer Orientalin ohne Kopftuch mit der Idee der Emanzipation in Nahost.
-Korpulente Frauen am Strand. Das pralle Leben pur, mit verschmitzten Blick auf, na auf was? Schaut uns an sind wir nicht schön!
-Junger Mann mit Kinderwagen (Schwiegersohn) läuft durchs Bild.
-Titel: Fit im Ruhestand. Zwei Freundinnen auf der Suche nach innerer Stärke.
-Eine alte Frau spielt Geige.
Als letztes hat Kyung Hee ein sehr persönliches Bild gemalt und versucht darin ihren inneren Zustand auszudrücken. Toll auch ihre Pappmachè´-Mädels. Sind wir nicht lustig, scheinen sie zu fragen?

Brigitte Bretschneiders Bilder: "die Kleine Gärtnerin " könnte eine junge Frau aus der Antike darstellen. „ Junge Frau 1954 " sind drei Aquarelle aus dieser Zeit, " Junge Frau 2011 " sind zwei Aquarelle der heutigen Mode Brigitte Brettschneider lässt Bilder entstehen, die eine fast meditative Ruhe ausstrahlen und zugleich von einer eigenwilligen Spannung getragen werden, die zu näherem und noch näherem Hinsehen anregen. Diese Ruhe entsteht durch klaren, ausgewogenen Bildaufbau und wird durch sorgsam abgestimmte Farbgebung gestützt. Während die Spannung zum einen durch benennbare Gegensätze wie Tiefe und Oberfläche, Struktur und Glätte, Komposition und Zufall hervorgerufen wird. Die Bilder „Mode im Wandel" zeigen Beschwingtheit und Eleganz. Mode wurde damals noch getragen.

Gudrun Witt Wer die Bilder von Gudrun Witt sieht, vermag dem Auge etwas zu bieten. Der Betrachter wird hier mit Emotionen konfrontiert, die sich in nie dagewesenen phantastischen Gebilden vereinen. Darüber hinaus, und das macht ihren eigenwilligen Charakter aus, resultiert sie aus dem fühlbaren inneren Kontrast. Ihre Selbstporträts spiegeln ein sublimes Farbempfinden wider, wodurch Töne in vollster Harmonie aufeinandertreffen, gleich einer Komposition, und dennoch in ihrer Art immer wieder verschieden und einmalig. Diese Bildgewordenen Gefühle entbehren jeden Titels. Gudrun Witt hat mit dem Wort Wandel gespielt. Mit Acryl bearbeitete digitale Selbstportraits die innere Wandlung von Trauer, Verlegenheit über Glück zur Freude ausdrücken. Frauen machen sich gerne schön, verwandeln sich gerne: Verwandlung mit Hut (Acryl Pigmente in Sepia). Tochter, Mutter, Großmutter im Wandel der Zeit (Pastellkreide mit Babyöl). Frauen im Wandel: Aufstand der Näherinnen, London 1968 (Acryl). Ein persönliches Bild: Endlich frei. Eine Frau mit Adlerschwingen (Acryl – Strukturpaste).

Maria Hein. Während im Alltag unserer modernen Mediengesellschaft Fotos nicht wegzudenken sind und oft in enormer Geschwindigkeit auf uns einwirken, lassen Maria Heins Fotos etwas Besonderes erkennen etwas Unvergängliches. Emotionale Ausdruckskraft sind ihre Begleiter. Die Bildwelt der Maria kann man als gestaltete Poesie bezeichnen. Die Imagination ist für sie Ausgangspunkt, Inhalt und Wirkung. Ihre Bilder, sind Gleichnisse und Geheimnisse. Maria hat mit 3 Arbeiten (Fotografien) speziell bearbeitet, das Thema 100 Jahre Frauentag gewählt. Wandlung der Frau in den letzen 100 Jahren. Was Frauen bewegen – bewegt – Bewegung ist Veränderung –Aufstand. Sie ist auch Plakatgestalterin und für das web-design der „blutorangen" mit verantwortlich.

Helma Hörath. Plakat ist ein Geschenk an uns als Betrachter. Sie liebt es mit dem Auge „beseelte Augenblicke" einzufangen und sie zu transportieren. Helma hat das Frauentreppen-Plakat überarbeitet und die Gestaltung erneuert. Es zeigt die Lebensveränderung von Mutter zu Tochter in drei Generationen (Fotodruck und Text). Eine sehr eindrucksvolle Spurengestaltung. Frauen denen man die Spuren ihres arbeitsreichen Lebens ansieht und trotzdem lächelnd in die Zukunft schauen. Stolz blicken sie in die Kamera. Schaut auf unsere Kraft, wir sind Frauen die alles können. Prinzip Mutter – Keine Mutter ohne Mut. Es ist Helma Höraths Geschichte, ihre Spur und sie hat die Visionen ihrer Mutter, Großmutter und Urgroßmutter erfüllt. In einer weiteren Arbeit (Marmoriertechnik auf Leinwand mit Fadengrafik) mit dem Titel "Unverwandelbar - Vaginal in Gold" greift sie das auf, was uns mit den Frauen über alle Jahrhunderte hinweg verbindet. Bei allem Wandel von Frauenleben bleibt die Sexualität, die uns weiblich, fraulich und mütterlich macht. Zu diesen beiden Arbeiten: In einem Ständer (auf dem Fensterbrett) schreibt sie "Gedanken zu Bildern von Frauen" (Fotographien, Texte).

Ingrid Benes. Hat sich in ihren Exponaten mit dem Thema Wandel - Verwandeln - Befreien auseinandergesetzt. Zu "Elfriedes Bühne" ist zu sagen: Das durch äußeres Verwandeln, in eine neue Rolle schlüpfen, sich auch eine Erweiterung der eigenen Sicht ergibt. Die Texte von Elfriede Jelinek sollen anregen zur Auseinandersetzung mit der Situation der Frau, sich zu positionieren um zu einer Veränderung zu kommen.
„In unserer heutigen Zeit der Hektik, liegt es mir am Herzen, den Menschen Bilder zu geben, die das Leben positiv bereichern. Ich möchte der Betrachterin und dem Betrachter in die farbenprächtige Welt entführen, eine Faszination für das Alltägliche und einen Sinn für das Detail entwickeln – auf das die Welt durch meine Malerei ein bisschen schöner werde. Wenn sich beim Anblick meiner Bilder ein Lächeln auf das Gesicht der Betrachter schleicht, dann habe ich mein Ziel erreicht", so Ingrid Benes. Kraftvoll, lebendig und wohltuend sind ihre Bilder. Sie strahlen Schönheit, Ruhe und Transparenz aus. Eben beseelte Augenblicke! Jeder von uns erlebt beseelte Augenblicke in seinem Leben – wenn er einen herrlichen Sonnenaufgang beobachtet, den Ruf der Nachtigall hört, die Falten in der Hand seiner Mutter sieht oder den Duft eines Babys einatmet. In diesem Augenblick beginnen Körper und Geist zu schwingen, denn wir erfahren das Wunder, ein menschliches Wesen zu sein.

Emma Anders Nacktporträts sind sinnlich und voller Stärke. Die Stärke der Frau ist ihre Nacktheit. Wir werden nackt geboren und dann wird unsere Weiblichkeit umhüllt und geschmückt. Aber Nacktheit darzustellen birgt das Besondere in sich – das Schöne an uns Frauen. Kraftvoll und stolz blicken diese Frauen. Die Betrachter werden angelockt mit den Augen diese Frauen zu umschmeicheln. Ihr Bild „die Macht" zeigt Spuren und Visionen. Machtvolle Frauen, die sich ihrer Stärke bewusst sind und die Schwächeren unterdrücken. Die Schwachen im Strudel, doch hoffend, dass die Energie der Farben sie empor tragen, das schützende „Oben" sehend und doch die eigene schützende Kraft nicht vergessend über das geborene Leben. Ihr Bild der „Fordernde Blick" könnte fast ein Selbstporträts sein, es hat was mit ihr zu tun. Ich will mehr!

Ursula Pfuhls Foto-Collagen sind lebendige Spuren. Frauen die Geschichte machten und träumten von einer glücklichen Zukunft, die verwirklicht in den Gesichtern der Frauen unserer heutigen Zeit zu sehen sind.

Gudrun Göhringer malt in Öl und Acryl. Das Bild „Isabella", eine selbstbewusste portugiesische Studentin, hat einen wunderbaren Blick. Ein Blick der liebe, Glück und eine strahlende Zukunft beinhaltet. „Und immer mit Handy" ist ein Bild dem wir täglich begegnen. Lebendige Wirklichkeit. Ihre Reliefs aus Keramik/Kupferoxyd, ihre glasierten Keramikskulpturen und ganz besonders toll der Frauentorso in Raku-Brand. Was für beeindruckende Skulpturen!

Die Farbenkünstlerinnen wollen sie neugierig machen auf ihre Bilder Skulpturen und Fotografien. Freuen Sie sich auf einen interessanten Vormittag mit Frauen, die das Rot mit dem Orange tanzen lassen und dabei das freche Gelb nicht vergessen und dem Grün alle Chancen einräumen. Ein Tornado der Farben. Treten Sie ein in die magische Welt der Farben. Lassen sie den Glanz in ihren Augen zu und entdecken sie bei dieser Vernissage, dass diese gemalte Bilder und Fotografien ein großartiges Geschenk für ihre Seele ist. Es kommt darauf an wie sie Bilder und Fotos sehen, durch welche Augen sie schauen. Schauen sie mit den Augen der Ganzheit oder mit den Augen der Getrenntheit. Es sind Werke von Künstlerinnen die mit dem Leben tanzen.

Ich bedanke mich bei den Künstlerinnen für Ihr Vertrauen und mein Respekt vor dieser Arbeit. Ich fühlte mich geehrt heute die Laudatio halten zu dürfen. Ich danke Ihnen. Bitte feiern Sie gemeinsam mit mir diese großartigen Frauen!

  

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